Bild Nullenergiehaus Rotbach

Argumentarium

Warum ist ein schneller Ausbau der erneuerbaren Energien so wichtig?


Klimaschutz und Versorgungssicherheit!

Um die Klimaerhitzung stoppen zu können, müssen wir:

  • Öl- und Gasheizungen durch Wärmepumpen und andere klimaneutrale Heizmethoden ersetzen.
  • Benzin und Diesel-Fahrzeuge durch klimafreundlichere Antriebe, wie die Elektro- oder Wasserstoff-Technologie ersetzen.
  • Keinen Kohlestrom mehr importieren.
Wärmepumpen oder auch alternative Antriebe für Fahrzeuge benötigen Strom. Damit dem Klima auch wirklich geholfen ist, muss dieser Strom auch mit erneuerbaren Energien hergestellt werden.
Die Schweiz wird aus der Atomenergie aussteigen. Das gleiche gilt für Deutschland, sie nehmen ihre Atomkraftwerke bis 2022 vom Netz und ihre Kohlekraftwerke bis 2038 . Wir können also nicht einfach mehr Strom importieren.

Deshalb soll bis 2035 mindestens 40 % des im Kanton verbrauchten Stromes im Kanton selbst aus erneuerbaren Energien (vor allem Sonne, Wind, Wasser) erzeugt werden. Dies vor allem um auch in Zukunft die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können. Gemäss dem Energiekonzept 2017 – 2025 will der Kanton dieses Ziel erst bis 2050 erreichen. Das ist viel zu spät. Wir dürfen nicht noch mehr wertvolle Zeit verlieren!


Wieso braucht es ein Energieziel im Gesetz?

Weil der im Energiekonzept gesetzte Zeitpunkt 2050 noch weit weg liegt, wurde bis heute vom Kanton viel zu wenig in die Förderung der erneuerbaren Energien investiert. Es gibt wohl gute Aussagen im Energiekonzept und im kantonalen Richtplan. In der Realität fehlen aber die, für die Erreichung des Ziels notwendigen Fördermassnahmen. Teilweise wird der Bau von Anlagen auch noch durch ungenügende Rahmenbedingungen behindert. Mit der Verankerung der Begriffe Versorgungssicherheit und Planungssicherheit sowie dem Ziel von mindestens 40 % bis 2035 eigenen Strom im Gesetz wollen wir der Förderung der erneuerbaren Energien eine höhere Verbindlichkeit geben.


Sind mindestens 40 % eigener erneuerbarer Strom überhaupt möglich?

Gemäss Seite 18 und 19 im kantonalen Energiekonzept gibt es in Ausserrhoden die folgenden Potentiale:

Damit ist klar, dass 40% eigener Strom aus erneuerbarer Energien möglich ist.


Ist das Ziel von mindestens 40% eigenem Strom bis 2035 realistisch?

Der Kanton selbst schreibt auf Seite 18 im kantonalen Energiekonzept, dass finanzielle Anreize notwendig sind – sei es via nationaler Förderprogramme (KEV, EIV) oder kantonaler Förderung, um den gewünschten Zubau an Photovoltaikanlagen zu erreichen.

Somit ist für uns klar: "Wollen ist können"


Wie erreichen wir den gewünschten Zubau an Photovoltaikanlagen?


Aufsicht warnt vor Stromlücke im Winter

Die Elcom, die staatliche unabhängige Regulierungsbehörde im Elektrizitätsbereich, warnt, dass die Schweiz in wenigen Jahren Probleme mit mit Ihrer Stromversorgung im Winter bekommen werde. Im Winter 2016/17 mussten über zehn Terrawattstunden (10 Mrd. kWh) Strom importiert werden. Gemäss der Elcom genügen die vorgesehene Fördermassnahmen für einen stärkeren Ausbau der erneuerbaren Energien sicher nicht. Der Ausbau muss beschleunigt werden. Die Anreize für Investitionen genügten kaum. Zudem habe die Coronakrise gezeigt, wie schnell der Exportwille der umliegenden Staaten schwinden kann.


Wieso sind Windenergieanlagen wichtig?

Das zweitgrösste wirtschaftlich nutzbare Stromproduktionspotenzial liegt in der Windkraft. Wasserkraftwerke und die Sonnenenergie können im Sommer genügend Strom produzieren. Bei der Windenergie ist dies gerade umgekehrt. Sie liefert die meiste Energie im Winter. Deshalb ergänzen sich die Sonnenenergie und die Windenergie, was für die Versorgungssicherheit von grossem Vorteil ist.


Wie vertragen sich Windenergieanlagen mit dem Landschaftsschutz?

Aus Gründen des Landschaftsschutzes sind im kantonalen Richtplan E2 Ziff. 3.2 nur drei Gebiete für Windenergie ausgeschieden worden. In jedem dieser Gebiete würden jeweils 3 – 5 WEA’s aufgestellt. Es sind keine grossen Windparks wie z.B. in der Nordsee oder in Norddeutschland vorgesehen.


Wieso Grosswind-Energieanlagen WEA’s?

Mit wenigen WEA’s in diesen drei prioritären Windgebieten:

Flecken/Suruggen:

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4-5 WEA's

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(Potential ca. 18 Mio kWh)
Hochalp: 5-6 WEA's (Potential ca. 24 Mio kWh)
Hochhamm: 3-4 WEA's (Potential ca. 14 Mio kWh)
könnten rund 17% des kantonalen Stromverbrauchs produziert werden. Mit einer WEA der neusten Generation kann so viel erneuerbare Energie produziert werden, wie alle Wasserkraftanlagen im Kanton zusammen liefern.


Sind Grosswind-Energieanlagen eine Gefahr für Vögel und Fledermäuse?

Grosswind-Energieanlagen müssen die eidgenössischen Gesetze bezüglich Umwelt-, Natur- und Tierschutz einhalten. Zur Vermeidung des Kollisionsrisikos werden Radarsysteme eingesetzt, die mit einer Echtzeit-Messung des Vogelzuges eine zeitliche beschränkte Abschaltung einzelner WEA’s ermöglichen. Die Auswirkungen von WEA’s auf Zug- und Greifvögel müssen in einem speziellen Bericht durch Spezialisten der Vogelwarte Sempach abgeklärt werden. Die Auswirkungen auf die Fledermäuse müssen durch ein spezielles Gutachten untersucht werden. Fledermausexperten gehen davon aus, dass der Einfluss der Windenergienutzung auf Fledermäuse weit weniger gravierend ist als andere menschliche Eingriffe in die Natur.
Studie zur Effektivität der Fledermaus- und Vogeldetektion am Beispiel der WEA Haldenstein, Chur.


Welche Rahmenbedingungen benötigen Grosswind-Energieanlagen WEA’s?

Projekte für den Bau von Grosswind-Energieanlagen benötigen u.a. aufwendige Wind-messungen sowie Studien durch Experten der Vogelwarte Sempach und für Fledermäuse etc. Für das Windprojekt in Oberegg wurden für die Planung und Studien vor dem Bau-gesuch bereits 0.5 Mio Franken aufgewendet. Solche Vorinvestitionen können aber nur getätigt werden, wenn genügend Planungssicherheit besteht.
Die im kantonalen Richtplan von Appenzell Ausserrhoden bezeichneten drei Interessen-gebiete Windenergie Flecken/Suruggen, Hochalp und Hochhamm besitzen nur den Stand Vororientierung. Gemäss Ziff. 3.2 Planungsgrundsätze Windenergie (6) des kantonalen Richtplans ist in diesen Interessengebieten Windenergie eine umfassende Interessen-abwägung durch den Kanton vorzunehmen. Auf Grund dieser Interessenabwägung sind diese Gebiete definitiv als Interessengebieten Windenergie auszuscheiden.
Obschon der kantonale Richtplan seit 17.10.2018 durch den Bundesrat genehmigt ist, wurde diese umfassende Interessenabwägung bisher noch nicht in Angriff genommen. Dies kommt einer Arbeitsverweigerung gleich. Ohne Planungssicherheit wird sich aber jeder, jede InvestorIn hüten, in Ausserrhoden WEA’s zu planen.
Wir erwarten, dass der Kanton umgehend diese Interessenabwägung vornimmt und die drei erwähnten Gebiete definitiv als Interessengebiete Windenergie ausscheidet. Für diese Interessenabwägung ist im Richtplan noch der Aspekt der Versorgungssicherheit einzu-fügen. Nur damit entsteht die für die Entwicklung neuer Projekte notwendige Planungs-sicherheit.


Benötigt die Produktion von PV-Modulen mehr Energie als diese im Betrieb liefern können?

Der Erntefaktor beschreibt das Verhältnis der von einem Kraftwerk bereitgestellten Energie und der für seine Errichtung aufgewendeten Energie. Die Energierücklaufzeit oder ener-getische Amortisationszeit gibt die Zeitspanne an, die ein Kraftwerk betrieben werden muss, um die investierte Energiemenge bereitzustellen. Erntefaktor und Energierücklaufzeit von PV-Anlagen variieren mit Technologie und Anlagenstandort.
Eine neuere Studie aus dem Jahr 2017 ermittelte für PV-Kraftwerke mit wafer-basierten Modulen auf Basis von gemessenen PV-Erträgen aus der Schweiz und einer angenom-menen Lebensdauer von 25 Jahren einen Erntefaktor von 9- 10, entsprechend einer Energierücklaufzeit von 2,5 – 2,8 Jahren.
Windkraftanlagen weisen (gemäss der gleichen Studie) deutlich kürzere Energierück-laufzeiten auf, sie liegen gewöhnlich unter einem Jahr.
Studie des Fraunhofer Instituts, Ziff. 12, Seite 37


Enthalten PV-Module giftige Substanzen?

Die Antwort zu dieser Frage hängt von der Technologie und der Materialwahl bei der Herstellung ab. Die Technologien werden laufend weiter entwickelt und schädliche Substanzen dabei substituiert. Studie des Fraunhofer Instituts, Seiten 79-81, Ziff. 22


Waferbasierte Module auf Basis von Siliciumwafern (über 90% Marktanteil)

Diese enthalten häufig noch Blei in der Zellmetallisierung (ca. 2 g Blei pro 60-Zellen-Modul). Blei, ein giftiges Schwermetall, ist in bestimmten, stark sauren oder basischen Umgebungen löslich, und die Lamination im Modul unterbindet Stofftransport nicht dauerhaft. In waferbasierten Modulen lässt sich Blei durch unbedenkliche Materialien bei gerin-gen Mehrkosten vollständig substituieren. Einige Modulhersteller setzen Rückseitenfolien ein, die Fluorpolymere enthalten, bspw. Polyvinylfluorid.


Dünnschicht-Module auf CdTe-Basis (ca. 5% Marktanteil)

Diese enthalten Cadmium in Salzform. Dieses lässt sich bei dieser Technologie nicht substi-tuieren. Das metallische Cadmium sowie Cadmiumoxid werden als sehr giftig eingestuft, CdTe als gesundheitsschädlich. Es gibt alternative Dünnschicht-Technologien auf Basis von amorphem Silicium oder Kupfer-Indium-Selenid (CIS), die kein oder sehr wenig Cd enthalten. CIS-Solarzellen enthalten Selen, welches v.a. als Oxid (z.B. nach Bränden) toxisch wirken kann, abhängig von der aufgenommenen Menge. Manche Hersteller erklären die Konformität ihrer CIS-Solarmodule mit der RoHS-Richtlinie sowie der EU-Chemikalienverordnung REACH. An Stelle Dünnschicht-Module auf CdTe- und CIS-Basis können auch Dünnschicht-Module auf Silicium-Basis eingesetzt werden. Es gibt demnach PV-Module ohne giftige Substanzen und ohne die seltene Erden. Die Interessenten für eine PV-Anlage sollten deshalb dem Lieferanten die richtigen Fragen stellen, damit der für sie passende Panel-Typ zur Anwendung kommt.


Sind Rohstoffe zur PV-Produktion ausreichend verfügbar?

Waferbasierte Module benötigen keine Rohstoffe, für die eine Beschränkung absehbar wäre. Die aktive Zelle besteht i.W. aus Silicium, Aluminium und Silber. Silicium hat einen Masse-anteil von 26% an der Erdhülle, ist also praktisch unbegrenzt verfügbar. Der Aluminium-Verbrauch fällt ebenfalls nicht ins Gewicht. Am kritischsten ist der Silberverbrauch zu sehen. Die PV-Industrie verbraucht weltweit ca. 1400 t Silber pro Jahr, das entspricht knapp 5% der Fördermenge in 2015. In Zukunft könnte Silber auf der Solarzelle weitestgehend durch Kupfer substituiert werden. Bei Dünnschicht-Modulen hängt die Verfügbarkeit von Rohstoffen wie von der Technologie ab. Über die breite Verfügbarkeit der seltenen Erden Tellur und Indium für CdTe- bzw. CIS-Module gibt es widersprüchliche Aussagen. Für Dünnschicht-Module auf Silicium-Basis sind keine Rohstoffengpässe absehbar. Studie des Fraunhofer Instituts, Seite 81, Ziff. 22


Blenden PV-Module?

Auf Schrägdächern im Einfamilienhaus ist das Blenden heute keine Thema mehr, weil die neuen Solarmodule Reflexionsärmer geworden sind. Auch für Fassaden gibt es besonders reflexionsarme Module.